Bauten im Wandel der Zeit
Orte und ihre Geschichten
Es gibt Orte, die über eine besondere Aura verfügen. Sie erzählen uns Geschichten vergangener Tage. Die Lauben von Brixen entstanden im 15. Jh. als man die Wohn- und Gewerbehäuser wegen Platzmangels überwölbte. Sie bieten noch heute einen überaus malerischen Anblick. Architektonische Perlen sind neben dem barocken Domgebäude im Altstadtzentrum auch der angrenzende Kreuzgang, sowie das gesamte Hofburgensemble.
Angrenzend an den majestätischen Barockbau des Priesterseminars befindet sich die Cusanus-Akademie. Architekt Othmar Barth platzierte hier im Jahr 1962 einen dreigeschossigen Bau aus Sichtbeton und Sichtziegel. Er legte somit den Grundstein moderner Architektur mitten im historischen Kern Brixens. Es sollten im Laufe der Geschichte noch mehrere herausragende Bauten in und um Brixen entstehen.
Kultur- und Bildungszentrum
Mit dem Bau der Cusanus Akademie fand die moderne Architektur 1962 in Brixen ihren Einzug. Geplant wurde sie vom Brixner Architekt Othmar Barth (*1927 - +2010; weitere Projekte: Athesia; Umbau Priesterseminar; SOS Kinderdorf; Durst; Salern; Gretl am See in Kaltern; Schule Pairdorf; Haslach Kirche + Wohnsiedlungen). Er stellte mit diesem Gebäudekomplex einen 70 m langen in sich geschlossenen „Riegel“ auf. Mit Klinker verkleidet ähnelt er einem Industriegebäude. Neben den Sichtziegeln setzte er vermehrt auf Sichtbeton. Durch eine völlig andere Materialwahl und der Einfachheit der Fassade bildet die Cusanus Akademie einen Kontrast zu den umliegenden Bauten der Brixner Altstadt, allen voran auch dem Priesterseminar. Auch das Innere des Gebäudes widerspiegelt die Einfachheit und die Sachlichkeit. Othmar Barth ging es nicht um Ästhetik, sondern er wollte rein die Funktion des Gebäudes in den Mittelpunkt stellen: ein Bildungshaus, das als Begegnungsstätte zwischen Kirche und Welt und dem Austausch verschiedener Kulturen steht. Ein dreigeschossiger Bau, in der Mitte mit einer großen Halle ausgestattet, von der aus Zimmer und Vortragsräume ausgehen. Barth bezog sich dabei auf die Idee von Platons Academia. Von 2016 bis 2020 wurde die Cusanus Akademie modernisiert und im April 2020 wiedereröffnet.
Bildungseinrichtung
1997 wurde die Freie Universität Bozen gegründet mit seinen drei Standorten: Bozen, Brixen Bruneck. In Brixen, der Fakultät für Bildungswissenschaften, entstand zwischen 2001-2004 nach den Plänen des Stuttgarter Architektenbüros Kohlmayer-Oberst ein neues Universitätsgebäude. Der Baukomplex ist in zwei Volumen gegliedert: Ring und Kern. Im Kernbereich befinden sich die frequentierten und öffentlichen Räume der Universität: Foyer Zonen im Erdgeschoss, die großen Hörsäle, Aula Magna und die Bibliothek, Mensa und Gymnastikraum. Im Ring befinden sich Seminarräume, Professorenzimmer, Verwaltung, usw. Verbunden sind Kern und Ring mit einer Art Gangkreuz, das durch die Glaswände illuminiert wird. Der vierstöckige gläserne Gebäudekranz erinnert durch die Umrisse an die Hofburg und bildet somit ihren Kontrapunkt. Das Gebäude ist für ca. 1700 Personen konzipiert.
Bildungszentrum
Die neue Stadtbibliothek Brixens entstand nach den Plänen des Architektenteams um Carlana Mezzalira Pentimalli aus Treviso. Die Bibliothek ist auf drei Gebäude aufgeteilt: Erdgeschoss und erster Stock befinden sich im ehemaligen Gerichtsgebäude – der ursprünglichen Residenz des Bischofs – in der ehemaligen Finanzkaserne und dem Neubau, der die beiden historischen Gebäude verbindet. Die Architekten haben besonderen Wert daraufgelegt, alt und neu zu verbinden.
Der Neubau besteht aus vier Etagen. Der angrenzende Garten ist Teil des Bibliotheksbereiches und nur über die Bibliothek erreichbar. Er ist eine Erweiterung der Lesebereiche.
Kulturzentrum
Das gesamte Areal steht unter Denkmalschutz und bildet einen Kontrapunkt zum mittelalterlichen Kern Brixens. Es handelt sich hierbei um das ehemalige GIL-Gebäude: Seinen Namen hat es von der faschistischen Jugendorganisation „Gioventù Italiana del Littorio“ (GIL), für die der Komplex errichtet und 1936 eröffnet wurde (damals als Casa Balilla, erst 1937 als Gil-Gebäude bekannt). Im Auftrag von der „Opera Nazionale Balilla“ wurde es von den Architekten Francesco Mansutti und Gino Miozzo aus Padua realisiert. Der Gebäudekomplex setze sich aus einem Zentralgebäude, einer Turnhalle, einem Auditorium, einer Pergola (Säulen- oder Pfeilergang) und Exerzierplatz zusammen. Dort wurden Theateraufführungen, Turnaktivitäten und Veranstaltungen, die mit der Vermittlung der faschistischen Tugend zu tun hatten, veranstaltet.
Von außen ist der italienische Rationalismus mit seinen klaren Linien und seiner Sachlichkeit erkennbar. In der Nachkriegszeit entstanden dort Räume für Gemeindeämter, Vereinsräume, eine Turnhalle und ein Kino. In den 1990er Jahren wurden die Räumlichkeiten getrennt und ein Teil zum Kultur- und Kongresszentrum, dem Forum Brixen umgebaut, das 2001 eröffnet wurde. Bei der Restaurierung blieb die Nordfassade mit den kleinen Fenstern und pompejanischem Rot erhalten. Bis 2011 blieb das Astra als Kino erhalten, dann bis 2019 (bis zum Umbau) wurde es von verschiedenen Vereinen und Initiativen für verschiedene Veranstaltungen verwendet. Ab 2019 wurde es zum Kulturzentrum umgebaut.
Headquarter
Im Frühjahr 2019 wurde das neue Gebäude der Firma Durst in Brixen eröffnet. Das Projekt wurde von den Studios Monovolume architecture + design der Architekten Patrik Pedò und Juri Anton Pobitzer entworfen. Durst wurde vor über 80 Jahren von der Familie Oberrauch gegründet und ist seit drei Generationen ein wichtiges Unternehmen für leistungsstarke Digitaldrucksysteme. Die Architekten haben einen Neubau entworfen, der sich architektonisch und funktional in die historische Hauptverwaltung und den Produktionsbereich einfügt. Vor dem Bestandsbau positioniert, mit dem es durch eine Brücke im ersten Stock verbunden ist, besteht das neue Hauptgebäude aus einem schwebenden Flügel, der in einem sechsgeschossigen Seitenturm mündet. Der zweigeschossige Flügel mit seiner länglichen und kompakten Form ruht auf einer durchgehenden Glasplatte, die dank ihrer Transparenz dem Ganzen das Gefühl gibt, in der Luft zu schweben. Die Basis des neuen Gebäudes umfasst im Norden die renovierten alten Verwaltungsgebäude, die Labors und einen großen Ausstellungsraum für die Vorführung der hergestellten Maschinen. Ebenfalls im Norden löst sich das Gebäude von der Basis und bildet ein großes Auditorium. Im Süden jedoch beugt sich das Volumen und berührt den Garten, wo ein Wasserspiegel die landschaftliche Wirkung verstärkt. Auf dieser Seite befindet sich der neue Eingang mit hochgezogenem Foyer, Bar und Empfangsservice für die Kunden. Vom Foyer führt eine spektakuläre Stahltreppe in die Obergeschosse, wo Büros unterschiedlicher Größe, Räume und andere Räume für informelle Besprechungen sowie Servicebereiche für die Mitarbeiter verteilt sind. Die organische Form des Gebäudes wird durch die Verkleidung der Fassade mit Transparenz im oberen Teil und Pixeleffekt für den opaken Teil verstärkt.
Tree Hugger
Als man im 19. Jahrhundert damit begann, links und rechts der Brixner Hofburg zu bauen, wurde eine ganze Reihe von wertvollen und exzentrischen Bauten einfach dem Erdboden gleichgemacht. In den 1930er Jahren musste das k.u.k. Kriegerdenkmal „Adler im Eisen“ der neuen, raffiniert modernistischen Kurverwaltung weichen. Diese wurde wiederum in den 1970er Jahren vom Pavillon des Architekten Othmar Barth verdrängt. Das neue Gebäude des Tourismusvereins, Siegerprojekt des 2016 ausgeschriebenen Wettbewerbs, setzt sich mit dem leichtfüßigen Charakter seiner Vorgängerbauten auseinander. Neue Sichtachsen zur Hofburg tun sich auf, der Bau wird zum Nebenpavillon wie die chinesischen und japanischen Türme an den Eckpunkten des Hofgartens. Das Projekt greift deren asiatische Exzentrik der geschwungenen Wellenlinien auf und verwandelt den Bau in eine Aussichtsplattform mit Blick auf Stadt und Umgebung. Der monumentale Baum wird zum Angelpunkt, den das Gebäude beinahe wie eine schützende Vase umschließt. Fünf Rundbögen aus Sichtbeton lösen das Bauwerk vom Boden. Die Stabilität der komplexen Konstruktion ist bedingt von der festen, durchgängigen Ringform. Wie eine siamesische Katze, die sich um einen Baum herum zusammenrollt.